Bekanntlich gibt es in der Natur eine Reihe Fortpflanzungen, die sind besonders beeindruckend. Da gibt es zum Beispiel das Balzverhalten mancher Vogelmännchen, die versuchen durch ein besonders farbenprächtiges Federkleid auffallen oder durch ein ganz besonderes Brautgeschenk, wie zum Beispiel beim Eisvogel. Dieser schenkt dem Weibchen einen möglichst großen Fisch. Ist die Eivogeldame angetan, so pflanzen sich beide fort (siehe auch hier). Auch gibt es Insektenarten, bei denen die Weibchen nach dem Akt der Paarung das Männchen verspeisen (Gottesanbeterin). Bei den Säugetieren ist jedoch kaum ein Akt der Fortpflanzung so imposant, wie die Brunft der Rothirsche.
Was ist die Brunft eigentlich?
Die Brunft, das beschreibt die Paarungszeit der Hirsche. Diese beginnt in Mitteleuropa in der Regel Anfang September und dauert fünf bis sechs Wochen. Je nach Höhenlage kann diese auch erst später beginnen. Im Alpenhochland sowie in Schottland setzt die Brunft erst im Oktober ein.
Rothirsche leben ganzjährig in Rudeln zusammen, wobei schon gegen Ende August die Geschlechtertrennung einsetzt. Ausschlaggebend dafür ist der Hormonzyklus, der vor allem die älteren männlichen Hirsche vom so genannten Kahlwild trennt. Als Kahlwild werden weibliche Hirsche oder junge Männchen ohne Geweih bezeichnet.
Beginnt die Brunft, können sich im Umfeld eines Kahlwildrudels noch mehrere männliche Hirsche aufhalten. Ziel der Brunft ist es herauszufinden, welches Männchen es durch möglichst imposantes Verhalten schafft seine Nebenbuhler zu beeindrucken und damit ein Vorrecht auf die Paarung zu erhalten.
Die Männchen beginnen das Imponieren oft mit lautem Röhren, das über mehrere hundert Meter zu hören sein kann. Gerade heranwachsende Hirschen lassen sich damit bereits beeindrucken. Reicht dies nicht, so kann es auch zu Kämpfen kommen, bei denen die Männchen untereinander mit den Geweihen aufeinander losgehen.
Ist der Gewinner der Kämpfe ausgemacht und männlichen und weiblichen Exemplare sind nachhaltig beeindruckt, so darf sich das Männchen nun Platzhirsch nennen, einen Begriff, den wir Menschen auch aus vielen Redewendungen kennen.
Ein Platzhirsch ist oft an der Art und Weise zu erkennen, wie er sein Rudel zusammenhält. Dazu überholt er das sich entfernende Tier und schreitet in einer Imponierhaltung vor ihm her. Charakteristisch ist ein wiegender Stechschritt und ein hoch erhobener Kopf mit nach oben gerichtetem Maul. Man könnte meinen, es handle sich um einen Dressurritt in einer Manege.
Zu den typischen Verhaltensmerkmalen des Platzhirsches gehört außerdem das Markieren des Brunftterritoriums durch Urin und Drüsensekrete. Ein Dominanzverhalten, dass wir auch von anderen Tierarten kennen. Immer wieder kommt es dabei vor, dass sich die Männchen auch in ihrem Urin suhlen, um ihren Geruch zu verbreiten.
Eindrucksvolle Brunftkämpfe
Wie bereits erwähnt, reicht oft ein lautes imponierendes Röhren, um Rivalen vom Kahlwild fernzuhalten. Den Platzhirschen kommt hier ihr Alter und ihr ausgeprägter Hormonzyklus zu Gute. Kommt es jedoch zu Brunftkämpfen, werden diese normalerweise durch Rufduelle eingeleitet. Sie steigern sich in ihrer Lautstärke und Schnelligkeit, während die Hirsche aufeinander zu schreiten. Befinden sich die Kontrahenten in Sichtweite zueinander, ist die Bewegung häufig erst einmal sehr langsam und die Körperhaltung angespannt.
Vorwiegend bewegen sich die Tiere so zueinander, dass sie sich gegenseitig die Breitseite zeigen. Auch durch ihre schiere Körpergröße können sich die Kontrahenten gegenseitig beeindrucken. Erst wenn auch dieses Verhalten keine Wirkung zeigt, werfen sich die Männchen gleichzeitig herum und verhaken die Geweihe ineinander.
Die eigentliche Kampfhandlung ist überwiegend ein frontales Hin- und Hergeschiebe, bei dem die beiden Rothirsche sich zunächst gegeneinander anstemmen und dann wechselseitig mit ineinander verhaktem Geweih über den Kampfplatz schieben. Beendet wird der Kampf durch den Unterlegenen, der sich zu Boden wirft und anschließend die Flucht antritt.
Und am Ende folgt die Paarung
Hat der Platzhirsch seine Rivalen vertrieben versucht er durch Lecken der weiblichen Geschlechtsteile seines Kahlwildes seine Paarungsbereitschaft zu bekunden. Sind bei den Weibchen ein gekrümmter Rücken und eingeknickte Hinterläufe zu erkennen, darf das Männchen zur Tat schreiten. Hierbei besteigt er sein Weibchen und lässt seiner "Lust" freien Lauf. Die Tragzeit befruchteter weiblicher Rothirsche beträgt etwa 230 Tage. Am Ende steht in der Regel nur ein Kalb, welches von der Mutter großgezogen wird.
Die Körperentwicklung männlicher Rothirsche ist etwa im siebten oder achten Lebensjahr abgeschlossen. Ab ihrem sechsten Lebensjahr beteiligen sie sich jedoch an der Brunft. Kahlwild hat die körperliche Entwicklung etwa im 5. Lebensjahr beendet.
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