In der Natur gibt es viel zu erkunden. Das lernen wir bereits im Kindergarten, wenn wir anfangen in Büchern zu blättern und dabei spannende Tiere entdecken. Wir erforschen kleine Vögel, erkunden Fußspuren im Sand und beginnen eine Begeisterung für Mutter-Natur zu entwickeln.
Einen Fuchs erkennen wir bereits früh problemlos an seiner markanten Fellfarbe, eine Blaumeise zum Beispiel an ihrem blauen Köpfchen. Doch erkennen wir auch Tierarten, auf die wir vielleicht nur einen kurzen Blick erhaschen Konnten?
Drei der Tiere, die auch erfahrene Tierbeobachter gerne mal verwechseln können, sind Rot-, Dam- und Rehwild.
Der Rothirsch - König des Waldes
Unangefochtener König des Waldes mit einer Schulterhöhe von bis zu 150cm ist der Rothirsch. Laut Deutscher Wildtierstiftung sind gerade einmal etwas mehr als 200.000 Rothirschen in unseren Breiten vertreten. Damit ist die Population von Rot- und Damhirsche deutlich kleiner, als die des Rehwilds, welches auf über 2.000.000 Stück geschätzt wird. Vertreten ist der Rothirsch auch nur auf circa 25% der bundesweiten Flächen. Zunehmend zu schaffen macht ihm dabei die Zerstückelung seines Lebensraumes. Immer kleinere Reviere können zudem keine Durchmischung der Genpopulationen sicherstellen.
Zudem ist sein Lebensraum in neun Bundesländern auf offizielle Rotwild-Bezirke beschränkt. In Berlin und Bremen leben gar keine Rothirschpopulationen mehr. Außerhalb der genannten Bezirke gilt ein strenges Abschussgebot, wodurch Schäden an Wäldern und auf Feldern verhindert werden sollen. Entgegen seiner Vorlieben hält sich der Rothirsch daher kaum mehr in offener Feldlandschaft und Wiesenlandschaft auf, sondern zieht sich teils weit in die Wälder zurück.
Genau wie seine Verwandten, das Damwild, lebt der Rothirsch fast das gesamte Jahr über äußerst sozial in großen Rudeln zusammen. Wichtig ist hier bereits den Unterschied zum Rehwild zu erwähnen, dass einzeln oder in kleinen Sprüngen organisiert ist.
Spannend wird es für die männlichen Rothirsche im September, wenn die Brunftzeit beginnt. Als Brunft bezeichnet man die Zeit, in der die männlichen Tiere zum Platzhirsch werden (können) und ein Rudel vor Nebenbuhlern verteidigen. Platzhirsche markieren zu Beginn ihren Brunftplatz mit einem Sekret aus der s.g. Voraugendrüse. Der Geruch ist dabei so intensiv, dass er auch vom Menschen wahrgenommen werden kann.
Anschließend machen Rothirsche durch lautes Röhren auf sich aufmerksam. Gerade Junghirsche lassen sich davon oft beeindrucken und gehen weiteren Konfrontationen aus dem Weg. Zu einem Kampf mit einem Nebenbuhler kommt es erst, wenn keiner der möglichen Konkurrenten nachgibt. Tödliche Verletzungen bilden jedoch eine Ausnahme, da der Unterlegene in der Regel rechtzeitig das Weite sucht.
Rothirsche können bis zu 20 Jahre alt werden und ein Gewicht von stolzen 250kg erreichen. Auch damit übertreffen Sie sowohl Damhirsche, wie Rehwild. Die Färbung des Fells variiert bei Rotwild in Abhängigkeit von Jahreszeit, Geschlecht und Alter. Das Wachstum des rotbraunen Sommerfells beginnt im Mai und hat dem Rotwild seinen Namen gegeben. Im September bis Oktober wechselt die Mehrzahl der Rothirsche zu einem graugelben bis graubraunen Winterfell, bei älteren Hirschen kann dieser Fellwechsel manchmal etwas früher einsetzen.
Der Damhirsch - Erkennbar am Schaufelgeweih
Genau wie der Rothirsch, gehört auch der Damhirsch bzw. das Damwild zu den "Echten Hirschen". Infolge der letzten Eiszeit starb der Damhirsch in Europa aus. Alle heute in Mitteleuropa lebenden Tiere wurden im Mittelalter u.a. auch zu Jagdzwecken wieder angesiedelt.
Anders als das Rotwild erreicht das Damwild aber lediglich eine Schulterhöhe von etwa 100cm und ist damit deutlich kleiner. Auch wird der Damhirsch mit 80kg nicht einmal halb so schwer, wie sein großer Verwandter. Dennoch ist der Damhirsch damit noch immer größer, als das Rehwild.
Im Gegensatz zu den Rothirschen besitzen männliche Damhirsche ein markantes Schaufelgeweih. Damhirsche lassen sich an ihrem weißgefleckten, ansonsten rotbraunen Fell leicht erkennen.
Weibchen haben einen ebenmäßigen, leichten Körperbau und unterscheiden sich vor allem durch ihre Gangart und ihren langen Schwanz, der ständig in Bewegung ist, auffällig von den ansonsten ähnlich gebauten Rothirschkühen. Der männliche Damhirsch ist im Vergleich zum männlichen Rothirsch plumper und gedrungener gebaut. Er hat einen kürzeren Hals, kürzere und weniger starke Beine.
Ebenfalls kleine Unterschiede gibt es in der Ernährung. Während der Damhirsch sich ausschließlich pflanzlich, vorzugsweise von Laub sowie Gras ernährt, schält das Rotwild gelegentlich auch Rinde und Triebe der Bäume ab, was auf die durch die lange Jagdzeit verursachten Störungen und damit das Zurückdrängen der Tiere von den Freiflächen in den Wald zurückzuführen ist.
Anders als beim Rotwild beginnt die Brunft des Damwilds meist etwas später. Je nach Region teilweise erst im Oktober. Im Gegensatz zu den Rothirschen verteidigt der Damhirsch jedoch nicht "seine" Damen, sondern eher sein Revier. Ähnlich wie seinen großen Verwandten setzt der Damhirsch Urin ein, um auf sich aufmerksam zu machen und sein Territorium abzustecken, Jedoch lässt sich immer wieder beobachten, dass beide Hirscharten die "Brunft-Art" auch umstellen können. Abhängig ist dies vom Verhaltenen der Nebenbuhler und Platzhirsche, sowie natürlich von den Hirschdamen selbst.
Während Rothirsche mit bis zu 20 Jahren schon ein recht hohes Alter erreichen können, werden Damhirsche selten älter als 8 oder 10 Jahre.
Das Reh - Bambi oder nicht, das ist hier die Frage!?
Dass das Rehwild überhaupt in einen Vergleich mit Rot- und Damwild tritt hat einen einfachen Grund: Disneys Filmklassiker Bambi. Der 1942 erstmals veröffentlichte Kinderfilm säte die Mär, dass Rehe ausschließlich weiblicher Natur sind und sich die männlichen Vertreter Hirsche nennen. Ein Trugschluss. Sowohl Rehe, wie Hirsche haben sowohl männliche, wie weibliche Vertreter. Hintergrund der Fabel: in den USA gibt es keine Rehe.
Hirsche und Rehe gehören beide zur Familie der Hirsche. Dort hören die Gemeinsamkeiten dann aber bereits auf. So ist der Hirsch u.a. den oben erwähnten Rot- und Damhirschen zuzuordnen. Diese gehören zur Gruppe der Echten Hirsche. Das Reh dagegen ist ein Trughirsch. Es ist die kleinste Hirschart.
Ganz abgesehen von der reinen Bezeichnung und ihrer Eingliederung in die Tierwelt ist das Rehwild auch deutlich kleiner als Dam- und Rotwild. Rehe erreichen gerade mal eine Schulterhöhe von 84cm und ein Gewicht von maximal 30-35kg. Besonders deutlich wird ein Unterschied aber auch beim Vergleich der Populationszahlen. Sind es bei den Hirschen Größenordnungen im unteren sechsstelligen Zahlenbereich, leben deutschlandweit nach Schätzungen über 2 Millionen Rehe.
Als Wiederkäuer ist das Reh ein reiner Pflanzenfresser. Die Nahrung besteht aus Kräutern, Gräsern, Blättern, Triebe, Knospen sowie Wald- und Feldfrüchten. Anders als bei Hirschen knabbern Rehe nicht an Baumrinden.
In der Paarungszeit (Juli bis Anfang August), fiept die Geiß (weibliches Reh) nach dem Bock. Hier sind Rehe also deutlich früher dran, als Dam- und Rotwild, die mit ihrer Brunft erst im Herbst beginnen. Böcke lassen zur Brunftzeit in ihrem Territorium raue, bellende Laute hören und weisen zumindest vom Verhalten eine Ähnlichkeit zu den Echten Hirschen auf. Die paarungsbereit werdende Ricke zieht die Aufmerksamkeit des Rehbockes auf sich und lässt den Rehbock oft lange hinter sich herlaufen, bis es zur Begattung und dem Paarungsakt kommt.
Anders als bei den Echten Hirschen werden zur Brunft also keine Territorien oder Rudel verteidigt. Beim Rehwild besteht ohnehin die Besonderheit, dass im Herbst das Territorial-Verhalten aufgegeben wird und sich die Reh-Sippen zu unterschiedlich großen Sprüngen vereinigen. Die Sprungbildung dient der Sicherheit in Zeiten mit geringerer Deckung. Mehrere Stücke einer Gruppe warnen sich so gegenseitig bei Gefahr. Die Zusammensetzung und Größe von Sprüngen sind dabei abhängig von der Bestandsdichte, dem Geschlechterverhältnis, den Merkmalen des Lebensraums und dem Nahrungsangebot.
Sprünge werden in den meisten Fällen von einer Ricke geführt, die mindestens ein Kitz hat. Sie bestimmt bei Störungen die Fluchtrichtung. Sprünge beginnen sich im Spätwinter wieder aufzulösen, kurz vor der Geburt der Kitze im Mai ist diese Auflösungsphase abgeschlossen. Anders als bei Rothirschrudeln bestehen zwischen den Rehen eines Sprunges nicht unbedingt intensivere soziale Beziehungen und Bindungen.
Weitere Vertreter aus der Familie der Hirsche sind Elche, Rentiere oder zum Beispiel Sikahirsch, die auch in Deutschland leben.
| Rothirsch | Damhirsch | Reh |
Unterfamilie/Tribus | Echte Hirsche | Echte Hirsch | Trughirsch |
Bezeichnung | Rothirsch (m) und Hirschkuh (w) | Hirsch (m) und Damtier (w) | Rehbock (m) und Ricke (w) |
Größe (Schulterhöhe) | 150 cm | 80 - 100 cm | 60 - 85 cm |
Gewicht | 250 kg | 46 - 80 kg | 10 - 35 kg |
Sozialverhalten | Rudel | Rudel | Sprung |
Quelle: https://www.deutschewildtierstiftung.de/wildtiere/rothirsch, https://de.wikipedia.org/wiki/Damhirsch, https://nrw.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/jagd/jagdbare-arten/weitere-saeugetiere/06784.html, https://www.jagderleben.de/praxis/damhirsch-so-funktioniert-brunft-beim-damwild-309861, https://www.jagdverband.de/zahlen-fakten/tiersteckbriefe/reh-capreolus-capreolus,
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