Vorwort:
Zweifelsfrei hat die Corona-Pandemie viel Leid mit sich gebracht. Menschen verloren nicht nur ihre Arbeit, sondern zu Tausenden ihre Jobs und Arbeitsplätze. Wer halbwegs gut durch die Krise kommt, der hält sich an die Abstandsregeln und geht nur für die nötigsten Erledigungen vor die eigene Haustür. Da auch sportliche Aktivitäten weitestgehend eingeschränkt sind, bleibt als eine der letzten Möglichkeiten eigentlich nur noch der verantwortungsvolle Gang in die Natur. Selbstverständlich alleine oder maximal zusammen mit seinem Hausstand.
Zu einem der schönsten Wälder Berlins zählt der Spandauer Forst im Nordwesten der Stadt. Das zum Gebiet des Berliner Urstromtals gehörende Waldgebiet zählte ursprünglich zur eigenständigen Stadt Spandau und war dort auch als "Stadtheide" bekannt. Über Jahrhunderte hinweg wurde es von Spandauer Bürgern für landwirtschaftliche Zwecke, für die Jagd und zur Brennholzgewinnung genutzt. Wie viele Gebiete in und um Berlin herum war aber auch dieses Waldgebiet mit der steigenden Industrialisierung einer starken Übernutzung ausgesetzt. Erst nach dem Ende des 2. Weltkrieges begann man die Nutzung von Holz und Wild zunehmend zu kontrollieren und dem Wald im wahrsten Sinne des Wortes "Luft zum Atmen zu geben".
Reist man aus dem Spandauer Stadtgebiet an, kommt man zu Beginn an einigen Wildgehegen vorbei, die Familien und Kinder dazu einladen, die heimische Fauna genauer kennen zu lernen. Jedoch lohnt es sich die Gehege auch einmal links liegen zu lassen und entlang der Kuhlake, einem kleinem Fluss, weiter in den Wald hinein zu gehen.
Eines der am häufigsten vorkommenden Säugetiere im Spandauer Forst ist der Hirsch. Eines der größten Tiermythen ist dabei jedoch der Irrglaube, dass Reh sei die Frau des Hirsches. Hirsche, so wie wir sie optisch kennen, und Rehe gehören beide zur Familie der Hirsche. Was an dieser Stelle erst einmal sehr einfach klingt, ist aber auch bereits die letzte Gemeinsamkeit, die die beiden Arten miteinander verbindet.
Der Hirsch ist gemeinhin als Rot- und Damwild bekannt, während das Reh zu den Trughirschen zählt. Das Reh, auch Europäisches Reh genannt, ist die in Europa häufigste und kleinste Art der Hirsche.
Etwas deutlicher wird es, wenn man sich vor Augen hält, dass Rehe bereits 25 Millionen Jahre alt sind; der Hirsch jedoch erst junge 10 Millionen Jahre auf dem Buckel hat. Damit ist das Reh also ein Vorfahre des heutigen Hirsches. Rehe erreichen zudem lediglich eine Schulterhöhe von 84cm. Hirsche wachsen zu einer echten Erscheinung heran. Sie können eine Schulterhöhe von bis zu 190 Zentimetern erreichen und können damit doppelt so groß, wie das Reh, werden.
Wer jetzt also einem Hirsch im Wald begegnet kann sich immer in Erinnerung rufen, dass Rot- und Damwild im Winter immer in einer Herde unterwegs ist. Rehe wiederum sind jedoch ausschließlich Einzelgänger.
Jetzt leben im Spandauer Forst aber natürlich nicht nur Hirsche. Wer sich die Mühe macht und sich in der Dämmerung in den Wald traut, wird mit großer Sicherheit auch auf Wildschweine treffen. Mittlerweile gilt der Ballungsraum Berlin ohnehin als Stadt der Wildschweine. Die vielen Naherholungsgebiete sind wie geschaffen für die Allesfresser. Über 5.000 der Borstentiere sollen nach Schätzungen in Berlin ihr Unwesen treiben. Gerade der zunehmende Maisanbau auf den umliegenden Wäldern der Großstadt spielt den Wildschweinen in die Karten. Genau wie Rehe und Hirsche haben Wildschweine keine natürlichen Fressfeinde und können somit alleine durch die Jagd in ihrem Bestand kontrolliert werden. Noch hat es der Wolf nicht in den Nordwesten Berlins geschafft.
Eine natürliche Regulierung des Bestandes, zum Beispiel durch Krankheiten wie die Schweinegrippe, wie es aktuell im östlichen Brandenburg der Fall ist, findet auch nicht statt. Denn aus Angst, dass infizierte Wildschweine ihre zahmen Artgenossen auf Bauernhöfen anstecken könnten, werden sie vorsorglich geimpft.
Neben den Wildschweinen lassen sich im Spandauer Forst auch Waschbären, Füchse, Igel und sogar Dachse finden. Eine große Artenvielfalt ist in diesem Fall auch dem Umstand geschuldet, dass der Wald im Nordwesten der Stadt einen hohen Mischwald-Anteil besitzt.
Durch den Spandauer Forst fließt darüber hinaus die Kuhlake, der unter anderem unterschiedlichste Moorgebiete des Waldes miteinander verbindet. Ein kleines Paradies für Vögel jeder Art und Größe. Der ohnehin hohe Grundwasserspiegel lädt zum Beispiel Kraniche dazu ein, auch im Winter in der Region auf eine der unzähligen Feuchtwiesen des Stadtrandgebietes zu verbleiben. Während der Kranich normalerweise als Zugvogel gilt, der den Winter über Richtung Südeuropa aufbricht (Zum Artikel), verbleiben zunehmend Artgenossen in Deutschland. Da der Flug in den Süden eine große Kraftanstrengung für die Vögel darstellt und ein hohes Nahrungsaufkommen (u.a. Maisfelder), sowie der Klimawandel hier ihre Mitschuld tragen, sieht man den Kranich zunehmend immer öfters.
Mit etwas Glück lässt sich aber auch der wunderschöner Eisvogel in Ufernähe erspähen. Bewachsene Flussläufe sind wie geschaffen für den kleinen Jäger, der bereits mehrfach zum "Vogel des Jahres" ausgezeichnet wurde.
Wie bei jedem Besuch in der Natur gilt es jedoch uneingeschränkt Respekt vor jedem Baum und jeder Wiese zu haben, schlussendlich bewegt man sich durch fremde "Wohnzimmer". Auch abgeknickte Äste oder umgefallene Bäume können Heimat von Tieren und Pflanzen sein, die man auf dem ersten Blick nicht sieht. Der Spandauer ist ein Naturschutzgebiet und als solches strengstens geschützt.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Spandauer_Forst, https://www.restaurant-sueder.ch/hirsch-und-reh-was-ist-der-unterschied, https://www.planet-wissen.de/natur/tier_und_mensch/tiere_der_stadt/pwiewildschweineinberlin100.html, https://www.marco-papajewski.de/post/der-zug-der-kraniche, https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/index.html
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