Kaum eine der Azoreninseln hat so viel Diversität zu bieten wie Pico, die zweitgrößte Insel des Archipels. Pico hat überschaubare 14.000 Einwohner und ist benannt nach dem gleichnamigen Berg, der gleichzeitig mit 2.351m auch die höchste Erhebung Portugals ist. Mit einem Alter von knapp 250.000 Jahren ist Pico die jüngste aller Azoreninseln. Die Portugiesen nahmen die Insel 1439 in Besitz. Ab 1460 kamen erste Siedler auf die Insel. Sie lebten vom Anbau von Getreide und Yams sowie von der Viehzucht. Später kam der Weinbau hinzu, für den Pico bis heute weltberühmt ist. "Hauptstadt" von Pico ist Madaleina im Westen der Insel; ein hervorragender Ausgangspunkt für einen Großteil von Abenteuern.
Eines der absoluten Highlights auf Pico ist der Blick hoch zur Milchstraße. Wie auf vielen der Azoren-Inseln ist der Siedlungsbau überwiegend auf die Küstenregionen konzentriert. Je höher man also kommt, umso stärker nimmt auch die Lichterverschmutzung ab, die einen Blick auf die unzähligen Sterne versperrt.
Die Position der Erde in unserer Galaxi ist dabei heute sogar relativ detailliert bekannt. So befinden wir uns am Rande des Zentrums, was den Blick auf das Band der Milchstraße erklärt. Selbiges erstreckt sich als unregelmäßig breiter, schwach milchig-heller Streifen. Je nach Jahreszeit und Stand der Sterne lassen sich auch Blicke auf andere Planeten unseres Sonnensystems erhaschen; in diesem Fall sind der Jupiter und Saturn zu erkennen.
Wer sich die Nächste nicht um die Ohren schlagen möchte, für den lohnt sich tagsüber eine Fahrt über die Insel. Wie auf den anderen Azoreninseln auch lassen sich viele kleine Erhebungen und Caldeiras entdecken. Unterschiedliche Ausbrüche im Laufe der Jahrtausende sorgten für das heutige etwas unförmige Erscheinungsbild der Insel.
Die letzten bekannten Ausbrüch des Ponta do Pico fanden Mitte des 16. Jahrhunderts und Anfang des 18. Jahrhunderts statt. Auf der Spitze befindet sich ein Vulkankrater von 500 m Durchmesser und 30 m Tiefe und in ihm der Piquinho, ein kleiner Vulkankegel, der sich noch einmal 70 m erhebt und den eigentlichen Gipfel bildet.
Die Wanderung auf den Pico zählt zu den anspruchvollsten und anstrengsten auf den Azoren. Vom Basislager hoch auf den Gipfel sind es gerade einmal 3 km Strecke. Jedoch werden zeitgleich auch 1.200 Höhenmeter zurückgelegt, die teilweise für ein Klettern auf allen Vieren sorgen. Da leider auch immer wieder Touristen in Flipflops und ähnlich schlechten Ausrüstungen versuchten den Vulkan zu erklimmen ist der Weg mittlerweile nur noch nach Anmeldung und Erlaubnis durch die Behörden begehbar. Es empfiehlt sich also entsprechende Ausrüstung, sowie eine vorherige Anmeldung.
Wem das Bergsteigen zu anstrengend ist, dem bleibt ja auf den Azoren zum Glück auch noch das Wasser. Wer sich also die Zeit nehmen möchte, der sollte mit einem Boot vor die Küste fahren.
Insgesamt gibt es 81 bekannte Walarten in den Gewässern der Erde. 24 davon wurden bis heute vor den Küsten der Azoren gesichtet. Einige sind Saisongäste während der Sommermonate, andere lassen es sich hier permanent gut gehen. Jedoch lassen sich vor den Küsten Picos nicht nur die großen Mitglieder der Meerestiere finden. Auch unzählige Delfine und Schulen von mehreren hundert Tieren sind hier unterwegs. Die Antwort auf die Frage, warum einige der Meeresbewohner ganzjährig vor den Azoren leben ist recht einfach zu beantworten; es gibt einfach ausreichend Nahrung für alle.
Dass dies jedoch noch lange so bleibt scheint unwahrscheinlich. Denn auch vor den Azoren steigt die Meerestemperatur des Atlantiks deutlich. Im Laufe des letzten Jahrhunderts ist die Temperatur in den oberen 700m durchschnittlich um ein halbes Grad gestiegen. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen steigt diese unterhalb der 700m sogar noch deutlicher.
So lässt sich auf der einen Seite resümieren, dass auch Pico zweifelsfrei eine Entdeckungsreise wert ist. Doch ist es eigentlich genau dieser Tourismus, der mit dafür verantwortlich ist, dass es unserer Welt zunehmend schlechter geht.
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