Der Zug der Kraniche ist weltberühmt. Eine Wanderung von zehntausenden Zugvögeln aus ihren Sommergebieten in Russland und Skandinavien hin zu den Winterquartieren in Südeuropa. Zwei mal im Jahr (im Frühjahr und Herbst) ziehen die über 100cm großen Vögel über Deutschland hinweg. Auch das Örtchen Linum, nordwestlich von Berlin, ist schon lange kein Geheimnis. Doch warum eigentlich Linum?


Kraniche sind gerne dort, wo ihre Grundbedürfnisse gedeckt werden: Essen und Schlafen. Besonders auf dem knapp 3.000m langen Zug brauchen sie viel zu fressen. Da liegt es auf der Hand an dem Ort zu stoppen, bei dem in Ruhe gerastet und ausreichend gefressen werden kann. Zu ihren Hauptrastplätzen im Winter zählen Gebiete im Süden Frankreichs und Spaniens, sowie einigen warmen afrikanischen Gebieten. Insgesamt unterteilt die Wissenschaft den Kranichflug in drei Route, wovon aus Gebiet rund um Linum zum westeuropäischen Zugweg gehört. Während der Großteil der Kraniche dann weiter über Frankreich Richtung Süden fliegt, biegen einige auch Richtung Balkan ab und suchen sich ihren Weg über Italien. Der dritte Zugweg geht über das russische Festland, die Türkei bis nach Afrika.


Insgesamt bleibt ein Kranich gut zwei Wochen an seinem Rastplatz in Linum. In der Regel beginnt die Rast Ende September und findet Mitte Oktober seinen Höhepunkt.
Eines der wichtigsten Nahrungsmittel in dem Gebiet rund um die Linumer Teich ist der Mais. Die vielen Felder, mal mehr oder weniger abgeerntet, sind ein wahres Schlaraffenland für die circa 75.000 Kraniche, die hier zu Höchstzeiten landen. Neben der Nahrungsaufnahme brauch der Kranich, wie der Mensch und jedes andere Tier auch, viel Ruhe und Erholung, wenn hinter und vor ihm eine anstrengende Reise liegt. Die vielen ehemaligen Torffelder, mit ihren dichtbewachsenen Ufern sind ein hervorragender Ort für einen ausgedehnten Schlaf. Zusätzlich werden in Linum Wiesen überflutet, um die für die Kraniche zum Schlafen zur Verfügung stehende Fläche zu erhöhen. Dies ist möglich, weil viele Gräben die Landschaft durchziehen, über die der Wasserstand reguliert werden kann.

Anders als in den Jahren zuvor beobachten Wissenschaftler und Biologen von Jahr zu Jahr auch immer früher ziehende Kraniche. Bereits Mitte September weilen erste Züge in den Linumer Teichen. Die Ursache sehen Ornithologen in einem veränderten Nahrungsangebot. Das zunehmend trockene und heiße Wetter in Skandinavien und Russland führt zu einem geringeren Vorkommen an Insekten. Weniger Insekten bedeutet gleichzeitig auch weniger Nahrung. Gleichzeitig gibt es aber auch in Deutschland und Mitteleuropa immer weniger Insekten, was zu einem Rückgang an Pflanzenbestäubung und Beeren führt. Eine Abwärtsspirale, die nicht nur Kraniche zum Handeln zwingt. Auch, wenn diese Theorie noch nicht statistisch bewiesen ist, ist eine veränderte Nahrungsaufnahme auch bei anderen Tieren zunehmend erkennbar.

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