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AutorenbildMarco Papajewski

Wildschweine in der Großstadt

Wilde Tiere in der Stadt sind ein faszinierendes Phänomen. Inmitten von Beton und Lärm finden sich oft überraschende Bewohner. Füchse streifen durch Parks, Tauben und Krähen prägen das Stadtbild auf Dächern. Ratten huschen durch Gassen, und manchmal sieht man sogar Rehe und Hirsche an den Stadträndern. Diese Tiere haben sich an die urbane Umgebung angepasst, suchen nach Nahrung und finden Schutz vor natürlichen Feinden. Ihre Präsenz erinnert uns oft daran, dass das Leben auch in der Stadt vielfältig und ungezähmt sein kann. Es ist eine kleine Einladung, die Natur nicht nur im Wald, sondern auch in der eigenen Nachbarschaft zu entdecken. Ein ganz besonderes Schauspiel können aber zum Beispiel Wildschweine sein.

Ein Wildschwein steht vor einer Reihe von Mülltonnen.
Ungesicherte Mülltonnen können ein ausreichendes Buffet für Wildschweine darstellen
 
Was treibt die Tiere in die Stadt?

Wildschweine haben sich zunehmend an städtische Lebensräume angepasst. Die Gründe hierfür sind vielfältig, wie manchmal sogar sehr überraschend. Einer der Hauptgründe ist das umfassende Nahrungsangebot. Neben dem ohnehin natürlichen Futter, dass die Tiere in der Erde finden, sind es vor allem die Mülltonnen der Parks oder die des einen oder anderen Vorgartens. Während Wildschweine gerade im Winter zusehen müssen, woher Sie ihre Nahrung beziehen, bietet der urbane Lebensraum ein "All you can eat-Buffet" das gesamte Jahr über.


Ein weiterer wichtiger Grund ist der Mangel an natürlichen Feinden: In städtischen Gebieten gibt es weniger Raubtiere (u.a. Wolf), was das Überleben der Wildschweine deutlich erleichtert. Hinzu kommt in diesem Zusammenhang auch ein fehlender Jagddruck, der viele Tierarten zunehmend in die Großstädte treibt. Besiedelte Gebiete gelten als befriedeter Raum, auf dem nicht gejagt werden darf.

Zudem verfügen viele Städte über haben Grünflächen, Parks und ungenutzte Flächen, die den Wildschweinen Rückzugsmöglichkeiten bieten. Auch Friedhöfe sind ein gern gesehener Rückzugort. Alleine Berlin verfügt über 220 Friedhöfe.

Ein Wildschwein läuft mit einem Frischling über die Sraße.
Wildschweine finden in Großstädten 365 Tage im Jahr ausreichend Nahrung

Wildschweine sind sehr anpassungsfähige Tiere. Sie können sich gut an veränderte Lebensräume und Nahrungsquellen anpassen. Auch die zunehmende Urbanisierung macht es den Tieren schwer in immer kleiner werdenden Revieren ihren Platz zu finden. Einfach gesagt: Nehmen wir den Tieren ihr Zuhause, brauchen wir uns nicht wundern, wenn sie zu uns kommen.


Ein ebenfalls nicht ganz unwichtiger Punkt ist der fehlende Jagddruck in urbanen Räumen. Außerhalb von Jagdflächen, insbesondere in sogenannten “befriedeten Gebieten” wie zum Beispiel Wohnsiedlungen, Grünanlagen, Friedhöfen oder Gärten ist eine Jagdausübung aus Sicherheitsgründen gesetzlich verboten.

Die Jagdstatistiken der entsprechenden Jagdverbände zeigen seit Jahren steigende Tendenzen, was sich nicht nur durch das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest erklären lässt. Waren es Mitte der 2010er Jahre noch zwischen 500.000 und 750.000 Wildschweine, die der Jagd zum Opfer fielen, steuern wir in den nächsten Jahren auf die Marke von 1.000.000 Wildschweinen zu.

Auch eine Zunahme an ausgestellten Jagdscheinen führt zu einer Zunahme an Waffeneinsatz in den Wäldern und auf den Wiesen. In der Folge zieht es nicht nur Wildschweine zunehmend in urbane Räume.

 
Wildtier bleibt Wildtier

Ein großes Problem in der Großstadt ist die Verniedlichung von Wildtieren. Touristen, wie unwissende Anwohner interpretieren eine fehlende Scheu der Tiere oft als Einladung Tiere zu füttern. Wildtiere sind keine Haustiere. Das Zu- und Anfüttern von Wildtieren obliegt alleine den Förstern und Jagdpächtern. Unkontrolliertes Anfüttern kann zu einer ungeplanten Populationsentwicklung kommen, das unterschiedlichste Tierarten zusätzlich anzieht.

Auch sind für den Menschen verarbeitete Lebensmittel oft mit unnatürlichen Salzen und Zuckern versetzt, die die Tiere aus ihrem natürlichen Habitat nicht kennen. Leber- und Nierenschäden können die Folge sein.

Nicht zu vergessen sind gesetzliche Vorgaben, die das Anfüttern unter Strafe stellen. Je nach Bundesland können zwischen 5.000 und 25.000 EUR Strafe anfallen.

Ein Mann fotografiert eine Rotte Wildschweine
In urbanen Gebieten fehlt Wildschweinen oft die Scheu vor dem Menschen
 
Das Wildschwein an sich

Wildschweine sind äußerst anpassungsfähig und leben in verschiedenen Habitaten, von Wäldern bis zu den angesprochenen städtischen Gebieten. Sie sind Omnivoren und ernähren sich von einer Vielzahl von Nahrungsmitteln, darunter Wurzeln, Nüsse, Früchte, Insekten und Abfälle. Diese Flexibilität hilft ihnen, in unterschiedlichen Umgebungen zu überleben.


Wildschweine sind meist nachtaktiv und leben in sozialen Gruppen, die oft aus einer führenden Bache (weibliches Wildschwein) und ihren Frischlingen bestehen. Die Fortpflanzungszeit liegt im späten Winter bis frühen Frühjahr. Nach einer Tragzeit von etwa 115 Tagen bringt die Bache in der Regel zwischen zwei und zwölf Frischlingen zur Welt. Gerade in urbanen Regionen ist auf Grund der wärmeren Temperaturen und des erhöhten Nahrungsangebotes aber teilweise zu beobachten, dass Nachwuchs auch das gesamte Jahr über zur Welt kommen kann.


Wildschweine gelten als sehr intelligent und lernfähig. Sie können komplexe Probleme lösen und haben ein gutes Gedächtnis. In vielen Regionen sind Wildschweine geschützte Tiere, aber ihre Populationen sind aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und Fortpflanzungsrate in einigen Gebieten stark angewachsen. Erhöhte Abschusszahlen sind zudem oft in urbanen Regionen gewünscht, um das Eindringen der Tiere in die Stadt zu unterbinden.


Wildschweine können aggressiv werden, besonders wenn sie sich bedroht fühlen oder ihre Jungen schützen. Es ist wichtig, ihnen respektvoll zu begegnen und Abstand zu halten. Sie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem, indem sie den Boden aufwühlen und Samen verbreiten, was zur Biodiversität beiträgt.

Ein Wildschwein im Dunkeln vor einem Auto.
Für den Straßenverkehr kann ein Wildschwein zur Gefahr werden
 
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